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Wachau
Die Entstehungsgeschichte eines der faszinierendsten Weinbaugebiete Österreichs ist spannend. In Jahrmillionen hat sich die Donau ihren windungsreichen Weg durch feste Gneise und Amphibolite gegraben. Die Böden aus den kristallinen Gesteinen der Terrassen sind großartige Riesling-Lagen. In den vegetationsarmen Eiszeiten setzte sich im Windschatten der Berge Flugstaub ab, der an den Ostseiten der Kristallinhänge Lössauflagen bildet. Hier wachsen einige der größten, kraftvollsten Grünen Veltliner. Die geologischen Geländeverhältnisse in Verbindung mit den unter der Führung bayerischer Klöster bereits im Mittelalter angelegten Steinterrassen zur Bewirtschaftung der besten Steillagen zeichnen das markante Bild der Wachauer Weinlandschaft.
Spannungsreich ist auch das Klima, denn hier treffen zwei starke Einflüsse aufeinander – nicht frontal, sondern eng verzahnt: das westlich-atlantische und das östlich-pannonische Klima. Je nach Hanglage, Exposition, Geländeformation sowie durch wärmespeichernde Mauern und Felsen werden außerdem Kleinstklimazonen wirksam. Die heißen, trockenen Sommer und die strengen Winter werden durch die große Wasserfläche der Donau ausgeglichen. Die kühlen Fallwinde aus dem nördlichen Waldviertel sorgen speziell in den Monaten vor der Ernte für große Schwankungen zwischen Tag- und Nachttemperaturen. Vom kühleren Spitzer Graben im Westen bis zum wärmeren Loibenberg im Osten entsteht in diesem Zusammenspiel die vielschichtige Aromatik der Trauben. Diese wird in den Weinen als kühle Frucht mit teilweise exotischen Anklängen spürbar.
Dieser einzigartigen Kombination aus Boden, Klima und auch Winzerhandwerk wird mit der geschützten Herkunftsbezeichnung „Wachau DAC“ Rechnung getragen. Ab dem Jahrgang 2020 gibt es gebietstypische Weine in drei Stufen: Auf Gebietswein- und Ortsweinebene spiegelt sich die Vielfalt der Wachau wieder, denn neben dem Herrscherpaar Riesling und Grüner Veltliner transportieren unter anderem auch Neuburger, Weißburgunder oder Muskateller ihre Herkunft im Glas. Eine Riedenbezeichnung ist jedoch nur Grünem Veltliner und Riesling vorbehalten – gerühmt für ihr außergewöhnliches Lagerpotenzial. Eine Besonderheit auf allen Ebenen: Wachau DAC darf ausschließlich per Hand gelesen werden.
Durch den Gebietsschutzverband „Vinea Wachau“ werden die trockenen Weißweine und in seltenen Fällen auch Rosé-Weine der Wachau seit Mitte der 1980er-Jahre nach dem natürlichen Alkoholgehalt in drei Kategorien eingeteilt: Duftige Leichtweine bis 11,5 % vol. heißen „Steinfeder“ (nach dem Federgras „stipa pennata“), die klassische Kategorie (11,5 bis 12,5 % vol.) firmiert unter „Federspiel“ (Begriff aus der Falkenjagd), kraftvolle Reserveweine tragen den Namen „Smaragd“ (ab 12,5 % vol.). Die namensgebenden Smaragd-Eidechsen tummeln sich besonders gern an sonnigen Tagen in den Wachauer Weinbergen.
Und nochmals spannend wird es, im historischen Ambiente der Weinorte auf die Suche nach weinkulinarischen Adressen zu gehen. Topwinzer und Spitzengastronomen sind in der Wachau geradezu auf Schritt und Tritt zu finden, von Spitz über Weißenkirchen und Joching bis Dürnstein und Loiben – wobei der eine oder andere Seitensprung ans rechte Donauufer zu empfehlen ist.
Die Rebsorten und Weinstile der Wachau bieten hervorragende kulinarische Kombinationsmöglichkeiten, egal ob zur heimischen oder zur internationalen Küche. Leichter bis mittelkräftiger Grüner Veltliner etwa ergibt mit vielen Spargelgerichten ein saisonales Traumpaar, brilliert aber auch zu gebackenen Frühlingsrollen, Dim Sum oder Spaghetti ai Frutti di Mare. Mit Riesling lassen sich wunderbar feine Gemüse- oder Fischgerichte von der Forelle „Müllerin“ bis hin zum exotischen Curry begleiten. Smaragd-Veltliner und -Rieslinge geben kräftigen Speisen (Fisch, helles Fleisch, Krustentiere) den letzten Schliff. Besonderer Genusstipp mit der kulinarischen Königin der Wachau: Marillenknödel werden durch einen körperreichen Wachauer Riesling perfekt ergänzt!