Quinta do Zambujeiro
Gewisse Geschichten beginnen mit einem Abenteuer, einige mit Schicksal und wieder andere mit Zufall. Die Geschichte der Quinta do Zambujeiro begann mit allem gleichzeitig.
Der in Asien lebende Schweizer Unternehmer und Weinliebhaber Emil Strickler kaufte 1998 das Weingut Quinta do Zambujeiro, mit der Idee, einen Spitzenwein aus dem bislang wenig beachteten Weinland Portugal zu keltern. Alain Bramaz von Globalwine wurde seit Beginn an als technischer Berater beauftragt und steckt seine Leidenschaft, seine Erfahrung und viel Herzblut in die Weinproduktion. Globalwine, die ebenfalls 1998 gegründet wurde, wurde als Vertriebspartner für die Schweiz engagiert.
Unter noch recht abenteuerlichen Umständen, wurde 1999 der erste Wein gekeltert. Ohne Kenntnisse der lokalen portugiesischen Sorten, in einem improvisierten Weinkeller und unter den skeptischen Blicken und Kommentaren der Nachbarn. Mit viel Einsatz und Handarbeit wurde aus Parzellen mit alten Reben eine Selektion der schönsten Trauben verarbeitet. Vergoren wurde in 40 hl Eichentanks von Seguin Moreau und ausgebaut während 24 Monaten in französischen Barriques. Zwei Jahre später konnten 6000 Flaschen konzentrierter Rotwein abgefüllt werden. Der 99er wurde von Weinliebhabern mit Begeisterung aufgenommen und zeigte zum ersten Mal das grosse Potential der bis anhin kaum beachteten Region Alentejo im Südosten des Landes.
Die Quinta verfügt zurzeit über 21 Hektaren eigene und 10 Hektaren zugemietete Rebberge auf tiefgründigen, sehr kargen und verwitterten Schieferböden. Das Gut liegt im nördlichen Alentejo, nahe der spanischen Grenze am Fusse einer bewaldeten Bergkette, der Serra Dossa. Das Mikroklima ist dadurch etwas kühler als im südlichen Alentejo, ein Vorteil im oftmals deutlich über 40°C heissen Sommer. Dies optimiert die Gerb- und Farbstoffreifung und die Weine sind qualitativer in Struktur und Harmonie. Sämtliche Rebberge sind unbewässert, eine grosse Seltenheit im Alentejo. Auf die Arbeit im Rebberg wird sehr viel Wert gelegt, und so pflegt und hegt eine eingespielte Truppe von erfahrenen Arbeiterinnen jeden einzelnen Rebstock. Schnitt, Laubarbeit, Ertragsregulierung und natürlich die Ernte werden komplett von Hand durchgeführt, eine Ausnahme im sonst industriell geprägten Weinbau der Region.
Die Weinbereitung erfolgt ebenfalls weitgehend in Handarbeit. Dank Niveauunterschieden im Weinkeller, können Pumpvorgänge minimiert werden. Sämtliche Trauben werden von Hand im Keller selektioniert und nur 100% reife und gesunde Trauben werden auch zu Wein verarbeitet. Die Trauben werden lang und schonend vergoren und teilweise wird mit kalten Standzeiten vor der Gärung gearbeitet. Die meistens sehr reifen Gerbstoffe der Trauben erlauben lange Maischekontaktzeiten, ohne Gefahr zu laufen, bittere oder grüne Tannine zu extrahieren. Dadurch sind die Weine in ihrer ersten Jugend zwar etwas weniger fruchtig, entwickeln dann aber nach ein bis zwei Jahren Reifung sehr komplexe Aromaprofile. Über die Jahre hat sich ein spezieller, individueller Zambujeiro-Weinstil entwickelt, geprägt von den speziellen lokalen Bedingungen, den autochthonen Rebsorten und der immer wieder verbesserten Weinbereitung. Die Weine zeigen sich kraftvoll und intensiv, mit aussergewöhnlicher und vielschichtiger Aromatik. Sie sind konzentriert, mit süssem Extrakt, in der Jugend tanninreich, sehr komplex in der Frucht und dadurch ausgerüstet für ein langes Leben und benötigen, ausser des leichteren Basis-Weines "Castanheiro", Zeit auf der Flasche um das volle Potential zu entwickeln. Der Spitzenwein "Zambujeiro" wird hauptsächlich aus Touriga Nacional, Alicante Bouschet und Aragonez gekeltert mit Erträgen von nur 19 Hektolitern pro Hektare. Der Alicante Bouschet stammt aus dem ursprünglichen Rebbestand der Quinta von über 40 jährigen Reben. Die 1.3 Hektar kleine Parzelle liegt nach Norden ausgerichtet an einem kleinen Hügel, intern auch "Alicante Hill" genannt. Der Touriga Nacional, wohl die beste Rebsorte Portugals, und der Aragonez stammen aus inzwischen mehr als 12 jährigen Neupflanzungen, auf extrem steinigem Boden. Dadurch sind die Erträge extrem limitiert und die Trauben erreichen perfekte Reife und Konzentration. Die Jungweine für Terra und Zambujeiro kommen nach Lot, Parzelle und Sorte getrennt in Barriques und werden 16 Monate nicht bewegt. Erst dann werden die Blends bestimmt. Dies geschieht in Tanks und anschliessend werden die Cuvées nochmals für 8 Monate im Barrique weiter ausgebaut. Abgefüllt wir meistens ohne Filtration. Der leichtere, fruchtbetonte Monte do Castanheiro wird 12 Monate in hauptsächlich gebrauchten Barriques ausgebaut und ist für den Konsum innerhalb von zwei bis drei Jahren gedacht. 2010 wurde zum ersten Mal ein Weisswein gekeltert. Aus einem 4 Jahre jungen Rebberg auf reinem Schieferboden wurden Antão Vaz und Arinto geerntet, kühl im Stahltank vergoren und während 4 Monaten auf der Feinhefe ausgebaut. Die beiden für das Alentejo typischen Sorten ergeben einen üppigen Weisswein mit viel Schmelz und intensivem, reifem Tropenfrucht-Bouquet und dezenter mineralischer Note. Die hohe Qualität der Weine und die professionelle Arbeit wurden auch durch die internationale Fachpresse mehrmals bestätigt. Einer der einflussreichsten Weinkritiker, Robert Parker, bewertete den Zambujeiro 2004 mit 95 Punkten. Zu Beginn wurde gesagt, die Geschichte von Quinta do Zambujeiro hat mit Abenteuer, Schicksal und Zufall zugleich begonnen. Abenteuer sollte nach dem Lesen dieses Textes klar geworden sein, was Schicksal und Zufall noch an Erzählkunst bieten können, fragen Sie am besten den Chefönologen Alain Bramez selber...